Dort, im spannendsten Experiment des Eröffnungsparcours, fand alle Nummerndramaturgie ihr Ende. Hier war es der Zuschauer selbst, der sich seine Dramaturgie bastelt. So autonom war er noch nie. Und nie so manipuliert. Wie schnell man sich zum Mitspieler machen lässt in dieser beklemmenden Welt, Informationen weiterträgt, eine undefinierbare Rolle einnimmt im offenbar wasserdicht gestrickten Gesammtplan, ist eine unheimliche und sehr reale Erfahrung.
- Barbara Burckhardt, Theater Heute
"Ohnehin liegt die Raffinesse dieser grandiosen Arbeit darin, dass sie geschickt mit und an solchen Grenzen spielt, an denen das kontrollierte Theaterspiel verstummt: Schlaf, Essen, Alkohol, Geld und Sex."
- Sebastian Kirsch, Theater der Zeit
"Die "Erscheinungen der Martha Rubin" sind nicht einfach Mitmachtheater, nicht bloß ein Computerspiel mit echten Körpern. Die Performances von SIGNA sind verstörende Erlebnisse, weiter kann Realismus im Theater nicht gehen."
- Stefan Keim, Die Welt
"Man kann als Besucher lange in diesem beklemmenden sozialen Geflecht bohren, die Antworten sind immer wasserfest: Soldaten und Dorfbewohner erzählen unterschiedliche Versionen einer Geschichte, und wer recht hat, wer gut und wer böse ist, ist wie im wirklichen Leben nicht zu klären. Sicher ist aber, dass mann sich in Ruby-Town einerseits wie in einem echten Dorf und andererseits verdammt unwohl fühlt (...) Ein beklemmendes soziales Experiment, und wer einmal drinsteckt, kommt so einfach nicht mehr raus."
- Peter Michalzik, Frankfurter Rundschau
"Am Ende hat man viel über heimatlose Personen und das Leben in den Camps abseits der europäischen Festung gelernt. Mehr als das. Die ungeheuer dicht komponierte Realität von "Ruby Town" folgt dem Besucher bis in die Träume. Es ist leicht, sich in diesem Erzähllabyrinth zu verlieren, es ist schwer hier jemals wieder herauszufinden. Ein wunderbares, intensives Theatererlebnis."
- Christian Bos, Kölner Stadtanzeiger
"Ein starkes Stück Wirklichkeit."
- Gunther Hennecke, Kölnische Rundschau
"Die aufregendste Produktion des Kölner Schauspiel-Neustarts. Wer bereit war, den inneren Guckkasten zu verlassen, wurde Teil eines Spiels, das ein ganz eigenes Leben entwickelte. Beeindruckend nicht nur durch den immensen Einsatz der Schauspieler, sondern nachhaltig faszinierend und verunsichernd."
- Michael Eggers, Stadt Revue
Tatsächlich ist Ruby Town eine einzige, allumfassende und verwirrende Manipulation. Gerade die
Vollkommenheit der Illusion macht die Performance so ungewöhnlich und reizvoll – als Reflexion über
Einflussnahme, Wahrheit und Selbstbestimmung. Niemand fällt hier aus seiner Rolle und gibt sich als
Schauspieler zu erkennen; es gibt keinen Rahmen, der die Kunst vom Betrachter trennt. Dem Besucher
wird letztlich die Freiheit verweigert, sich vom Geschehen zu distanzieren, stattdessen verwickelt man sich
mit jeder Minute weiter in die Geschichte des Orts. Habe ich mich gerade tatsächlich dazu überreden
lassen, eine Handcreme zu kaufen, die mir Glück beim Kartenspiel bringen wird? Habe ich ehrlich genickt,
als Elias mich als Nordstaatlerin bezeichnete? Eine junge Soldatin schließlich besiegelt die wachsende
Beklemmung, als ich sie frage, wann sie Ruby Town wieder verlassen wird. Sie blickt mir fest in die Augen
und lächelt ein wenig, wie zum Trost: „Ruby Town kann man nicht verlassen – das ist eine lebenslängliche
Strafe.“
- Stefanie Büther, ZEIT Online